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De / Fantastische Moral

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Eine der größten Stärken von Genres wie Science-Fiction und Fantasy ist, dass sie Situationen aus dem richtigen Leben in einem völlig neuen Kontext zeigen können. So kann man alltägliche Probleme, die größten Herausforderungen der Menschheit und auch soziale Kommentare völlig losgelöst von Vorurteilen und eingefahrenen Denkgewohnheiten betrachten - als ob wir Außerirdische wären, die zum ersten Mal die Erde sehen (oder Erdlinge, die den Planeten Eris besuchen).

Aber so eine Fantastische Moral kann gebrochen werden oder verloren gehen. Um in die Geschichte zu passen, wird sie entsprechend zurechtgehämmert, oder beliebig fallengelassen. Das Problem ist nicht, dass wir keinen Bezug dazu hätten. Den haben wir schon, auch weil die Moral oft so subtil ist wie ein Wink Mit Dem Zaunpfahl. Stattdessen ergeben sich zwei neue potentielle Probleme:

  1. Die Geschichte wird als Metapher für ein Problem im richtigen Leben benutzt, aber dabei übersehen die Autoren völlig, dass das Problem in einer Fantasy-Welt ganz einfach gelöst werden könnte.
  2. Um das erste Problem zu vermeiden, führen die Autoren zufällige Regeln ein. Dann ergibt Die Moral im Fantasy-Universum wieder einen Sinn, taugt aber nicht mehr als Metapher.

Die Fantastische Moral gibt es in folgenden Geschmacksrichtungen: Waldmeister-Wiederauferstehung, Zeitreisen-Zitrone, Roboter-Rumtraube, Mango-Magie, Dekadente Schokoladen-Unsterblichkeit und die brandneuen Saure Trauben-Superkräfte. Mmmm, lecker!

Wiederauferstehung:

  1. Obwohl Tote wieder zum Leben erweckt werden könnten, tun die Charaktere so, als ginge es nicht, ohne einen besseren Grund als "Der Tod gehört zum Leben dazu", obwohl sie sonst Magie (oder so) täglich für alle möglichen Probleme verwenden.
  2. Die nötige Magie (oder Technologie) für Wiederauferstehung hat schreckliche Nebeneffekte, also ist es besser, den Tod zu akzeptieren. Aber im richtigen Leben muss der Tod akzeptiert werden, weil er sich nicht rückgängig machen lässt, und in der Fantasy-Welt nur deshalb, weil sich die Autoren ein Hindernis ausgedacht haben.

Roboter-Revolution:

  1. "Roboter sind Sklaven der Menschen" ("robota" heißt "Fronarbeit" auf Tschechisch), mit der Moral, dass die Roboter einen Aufstand gegen ihre Herren machen werden, wenn man sie nicht ethisch behandelt. Aber Roboter sind keine Menschen, von daher wäre es gerechtfertigt, sie anders zu behandeln. Und sie könnten mit einem Aufstand erfolgreicher sein - menschliche Sklaven haben keine Laserstrahlen und können keine Kopien von sich produzieren.
  2. Die Autoren geben "ihren" Robotern so viele menschliche Eigenschaften, dass man sie wirklich nicht mehr als Roboter bezeichnen kann. Was auch keinen Sinn ergibt - nicht alle Roboter brauchen menschliche Intelligenz. Oder überhaupt dasselbe Intelligenz-Niveau.

Unsterblichkeit:

  1. Es gibt Unsterblichkeit, aber glaubt mir, ihr würdet sie garantiert nicht haben wollen (sagen Autoren, obwohl sie keine wirkliche Erfahrung mit Unsterblichkeit haben). Seltsamerweise kommen Unsterbliche, aber nicht unverwundbare Charaktere nie darauf, Selbstmord zu begehen, wenn sie nach 1000 Jahren genug von allem haben.
  2. Unsterblichkeit ist möglich, aber nur, wenn man dafür seine Seele verkauft, anderen Leuten ihre Lebenskraft stiehlt, oder etwas anderes offensichtlich Böses tut.


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